US-Träger versenken

Mit weniger als X Torpedos nicht zu schaffen

 

Über 45.000 Tonnen Stahl sind in einem Flugzeugträger der „Nimitz“-Klasse verbaut. Kein Panzerstahl zwar, aber auch wahrlich kein Blech. Sind die Amerikaner aber nun wirklich gut gegen einen gezielten Angriff gewappnet? Das Portal „Topwar“ spielt die Möglichkeiten durch.

Zwei Vorfälle werden immer genannt, wenn es darum geht, die Unbezwingbarkeit amerikanischer Flugzeugträger in Zweifel zu ziehen. Beide haben was mit vollgetankten Kampfjets zu tun, die dicht an dicht auf dem Trägerdeck parken: Die „Forrestal“-Katastrophe von 1967 und das Feuer an Bord der „USS Enterprise“ von 1969. Die Unglücke hätten doch gezeigt, heißt es dann, wie verwundbar Flugzeugträger seien: Die beiden Schiffe – untauglich; die Verluste an Besatzung – enorm.

Ist es möglich, dass die größte Stärke eines Flugzeugträgers (der Kampfjetbestand) zu seiner größten Schwachstelle wird? Das heißt, der Gegner greift das vollgeparkte Deck mit wenigen Raketen an, und das ganze Schiff brennt ab. Ja, schreibt das Portal, möglich ist es – unter einer Bedingung: Dem Gegner muss ein Überraschungsangriff gelingen.

Ansonsten hat die Flugzeugträger-Crew fünf bis zehn Minuten Zeit, „klar Schiff zu machen“. So viel Zeit bleibt der Mannschaft einer „Nimitz“, wenn die Flug- und Schiffsabwehr der Trägerkampfgruppe einen gegnerischen Angriff erkennt. Dann geht es los auf dem Deck:

  • startfähige Flugzeuge heben ab,
  • Flugzeuge mit leerem Tank verschwinden im Hangar,
  • aus geparkten Maschinen wird Treibstoff abgelassen, oder sie gehen zur Not über Bord (ein paar Jets zu verlieren, ist immer noch günstiger als den ganzen Träger zu gefährden),
  • das Gleiche mit der Munition: entweder runter in die Rüstkammer oder runter vom Deck.

Und wenn es doch zum Treffer kommt? Dann sind die Amerikaner vorbereitet. Jede „Nimitz“ ist mit einer Sprinkleranlage ausgerüstet, die das Flugdeck sekundenschnell fluten kann. Jeder Matrose auf einem Flugzeugträger der Navy ist auch ein Feuerwehrmann, gut trainiert und bestens ausgerüstet – mit gepanzerten Schleppern zum Beispiel, um brennende Flugzeugwracks vom Deck zu stoßen.

Übrigens ist das Deck eh eine Konstruktion, die Einiges aushält. Beim Brand auf der „USS Forrestal“ explodierten auf deren Runway 28 Bomben mit insgesamt über 10 Tonnen Sprengstoff. Auf der „Enterprise“ detonierten vier leichtere Raketen, sechs Fliegerbomben à 225 Kilogramm und ein Tankwagen von 20.000 Litern Fassungsvermögen. Das Ergebnis: War das Deck freigeräumt worden, konnte es seine Funktion wieder erfüllen. Alle Einschlagslöcher konnten mit Stahlplatten und Schweißbrennern geflickt werden.

Was jenes Argument entkräftet, wonach es gar nicht nötig sei, den Flugzeugträger zu versenken, man müsse einfach das Flugdeck zerschießen. Dafür müssten sehr viele wirklich starke Raketen in das Deck einschlagen – das heißt, vorher die tiefgestaffelte Flugabwehr der Trägerkampfgruppe überwinden.

Für gezielte Schläge gegen den Hangar einer „Nimitz“ gilt das Gleiche. Haben die Raketen es durch die Flugabwehr geschafft, müssen sie durch das Deck oder seitlich durch den Rumpf in die Flugzeughalle vorstoßen.

Brand auf dem US-Flugzeugträger USS Forrestal am 29. Juli 1967
Brand auf dem US-Flugzeugträger USS Forrestal am 29. Juli 1967

Die Wirkung dieser Taktik dürfte im Vergleich zum Aufwand gering sein: Der Hangar ist durch explosionsfeste Brandschutzwände in drei Sektionen eingeteilt. Und: Die unter Deck geparkten Kampfjets führen weder Treibstoff noch Munition. Immerhin würde ein schwerer Einschlag in den Hangar einer „Nimtz“ den Verlust eines Drittels des Flugzeugbestands bedeuten.

Noch ein Ansatzpunkt für einen Abwehrangriff gegen einen Flugzeugträger: das Munitionslager an Bord. Bei einer „Nimitz“ befindet es sich unterhalb der Wasserlinie, in 32 voneinander unabhängigen Sektionen, von Kevlar gegen Splitter und Geschosse abgeschirmt. Hinzu kommt, dass die Navy hitzebeständige Munition verwendet, die eine Brandeinwirkung längere Zeit aushält, bis die Mannschaft das Feuer gelöscht hat.

Eine weitere Gefahren- und deshalb Schwachstelle eines Flugzeugträgers ist der Treibstoff für die Bordflugzeuge. Gelagert wird es in torpedosicheren Bunkern, die zugleich als Torpedoschutz dienen: die Kerosinbehälter sind isoliert von Wasser umgeben und enthalten Stickstoff, um die Bildung von explosivem Luft-Treibstoff-Gemisch zu verhindern.

Auch der Antrieb einer „Nimitz“ befindet sich unterhalb der Wasserlinie. Es gibt mehrere Sektionen mit je einem Kernreaktor und angekoppelter Turbine, die längs vom Bug bis zum Heck verteilt sind, durch wasserdichte Wände und Zwischensektionen voneinander getrennt. Die Kernreaktoren funktionieren nach dem Fail-Safe-Prinzip: Bei einer Störung wird der Reaktorkern automatisch mit Wasser geflutet und kommt zum Erliegen.

Eine harte Nuss ist ein Flugzeugträger, eine schwimmende Festung aber nicht. Eine Rechnung, wie viele Flugkörper nötig wären, um einen Flugzeugträger der „Nimitz“-Klasse zu versenken, lässt sich anhand der russischen „Granit“-Rakete folgendermaßen aufstellen:

  • Einschlag von 1 bis 2 Raketen:

Der Flugzeugträger ist nach wenigen Stunden wieder einsatzklar. Das Deck ist geflickt, die Startkatapults und Fangseile wieder betriebsbereit. Ein Drittel des Flugzeugbestands ist zerstört;

  • Einschlag von 3 bis 5 Raketen:

Der Flugzeugträger ist ohne Reparaturen in einer Werft bedingt wieder einsatzbereit. Über die Hälfte des Flugzeugbestands ist zerstört;

  • Einschlag von 6 bis 8 Raketen:

Der Flugzeugträger ist nicht mehr einsatzbereit. Starten können höchstens Hubschrauber. Das Schiff braucht eine Reparatur von mehreren Monaten Dauer. Im laufenden Konflikt ist es nicht mehr einsetzbar;

  • Einschlag von 9 bis 19 Raketen:

Der Flugzeugträger ist ein wirtschaftlicher Totalschaden, eine Reparatur erscheint aus Kostengründen nicht mehr sinnvoll;

  • Einschlag von 20 bis 24 Raketen:

Der Flugzeugträger ist ein ausgebranntes Wrack, das einzigsinnvolle ist dessen Sprengung und Versenkung.

Und bei einer Torpedo-Attacke? Der Torpedo-Schutz einer „Nimitz“ erreicht eine Dicke von bis zu sechs Metern und hält dem Einschlag eines standardmäßigen 533-mm-Torpedos mit einem 300-Kilo-Sprengkopf stand. Ausgelegt ist der Schutzraum nach einem Drei-Kammern-Schema: Auf eine Expansionskammer, die die Druckwelle der Explosion abfedert, folgt eine Absorptionskammer (die Treibstoffbunker) mit einer weiteren Expansionskammer dahinter.

Gegen Angriffe auf die Rumpfunterseite ist der Flugzeugträger durch einen „doppelten Boden“ entlang des ganzen Rumpfs und einen verstärkten Kiel geschützt. Die Zelle ist durch 24 Quer- und Längswände in hermetische Sektionen aufgeteilt, was die Schwimmfähigkeit des Schiffs auch bei mehreren Torpedo-Einschlägen sichern soll. Um einen solchen Riesen zu versenken, sind mindestens 10 Torpedos nötig.Eine Zerstörungsgarantie bietet bei einem Flugzeugträger nur ein atomarer Gefechtskopf – und dies nur bei Direkteinschlag. Eine atomare Explosion in bestimmter Entfernung kann ein Flugzeugträger hingegen aushalten. Offen bleibt die Frage, wie ein Flugzeugträger in einem Atomkrieg sinnvoll einsetzbar sei, wenn doch der radioaktive Fallout die Mannschaften an Deck gefährden würde.

https://de.sputniknews.com/technik/20190826325656105-waffe-gegen-us-flugzeugtraeger/

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